Die Frage nach der richtigen Migrationsstrategie stellt sich früher oder später für jedes Unternehmen, das SAP S/4HANA ernsthaft ins Auge fasst. Zwischen der Brownfield- und der Greenfield-Migration stehen zwei Ansätze zur Wahl, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Beide haben ihre Berechtigung und beide bergen Risiken, wenn sie falsch angegangen werden.
Als SAP-Berater mit über zehn Jahren Projekterfahrung in der DACH-Region habe ich beide Varianten mehrfach begleitet. In diesem Beitrag möchte ich weniger Theorien servieren, sondern ein realistisches Bild davon geben, wie Sie sich einer klugen Entscheidung nähern.
Was bedeuten Brownfield und Greenfield konkret?
Brownfield heißt: Sie übernehmen Ihre bestehende SAP-Landschaft (z. B. ECC) und migrieren sie technisch nach S/4HANA. Dabei bleiben viele Prozesse, Daten, Eigenentwicklungen und Customizing-Einstellungen erhalten. Es ist eine Art “technischer Umzug mit Gepäck”.
Greenfield dagegen bedeutet: Sie setzen ein neues SAP S/4HANA-System auf, gestalten Ihre Prozesse weitgehend neu und übernehmen nur ausgewählte Daten (z. B. offene Posten, Stammdaten). Also ein Neustart, ohne Altlasten, aber auch ohne alte Komfortzonen.
Wann passt der Brownfield-Ansatz für Sie?
Für Unternehmen, die:
- eine funktionierende SAP-Landschaft mit stabilen Prozessen haben
- wenig Veränderungsdruck empfinden (z. B. keine großen Reorganisationen anstehen)
- schnell auf S/4HANA umsteigen möchten
- eigene Entwicklungen oder branchenspezifische Lösungen nutzen, die nicht einfach neu modellierbar sind
- nur begrenzte Budgets oder Ressourcen für Change-Prozesse aufbringen können
Brownfield kann der pragmatische Weg sein, um in S/4HANA einzusteigen, ohne das Rad neu zu erfinden. Gleichzeitig ist klar: Wer heute ein Legacy-System migriert, migriert auch manche Altlast mit.
Wann passt der Greenfield-Ansatz für Sie?
Für Unternehmen, die:
- Prozesse neu denken oder verschlanken wollen
- strukturelle Veränderungen planen (z. B. Carve-out, Reorganisation, Zentralisierung)
- veraltetes Customizing loswerden und auf SAP-Standards zurückkehren möchten
- digitale Reife erhöhen und moderne Fiori-Logik von Beginn an nutzen wollen
- eine saubere Datenmigration bevorzugen, statt alte Bewegungsdaten mitzuschleppen
Greenfield kostet mehr Zeit und Mut. Dafür eröffnet er echte Chancen für ein SAP-System, das nicht nur läuft, sondern strategisch wirkt.
Gibt es auch etwas dazwischen?
Ja – Selective Data Transition (SDT). Dieser hybride Ansatz kombiniert Elemente beider Welten: Es wird ein neues System aufgebaut, aber mit selektiv übernommener Historie und Struktur. Das ist technisch komplexer, aber für viele Großunternehmen der einzige gangbare Weg.
Worauf es in der Praxis wirklich ankommt
Die Strategiefrage lässt sich nicht allein technisch beantworten. Entscheidend ist der Kontext:
- Wo steht Ihr Unternehmen organisatorisch?
- Gibt es klare Gründe, Bestehendes zu behalten oder umzukrempeln?
- Sind Ihre Daten fit für die Migration?
- Wie viel Veränderung kann Ihre Organisation tragen?
Die beste Strategie ist immer die, die sauber zur Realität passt, nicht die, die am schönsten klingt.
Fazit
Die Wahl zwischen Brownfield und Greenfield ist keine Frage von richtig oder falsch, sondern von „Was passt zu uns?“. Wer sich frühzeitig mit der Systemarchitektur, den eigenen Geschäftsprozessen und dem Zielbild auseinandersetzt, kann eine informierte Entscheidung treffen.
Wir bei HAX Experts unterstützen Unternehmen genau an diesem Punkt: mit klarer Analyse, ehrlichem Feedback und der Erfahrung aus Dutzenden Transformationen. Ob Brownfield, Greenfield oder Selective, wir zeigen, was für Sie sinnvoll ist. Und begleiten Sie durch den gesamten Prozess.